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Deutsches Röntgen-Museum Nachlass Wilhelm Conrad Röntgen: Briefe und Dokumente [81109]
Carl August Voller an W. C. Röntgen (23.01.1896), 81109_1 (DRM CC BY-NC-SA)
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Carl August Voller an W. C. Röntgen (23.01.1896)

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Beschreibung

Brief von Professor Dr. Carl August Voller, dem Direktor des Physikalischen Staats-Laboratoriums in Hamburg an Wilhelm Conrad Röntgen über seine ersten Versuche zur Erzeugung der X-Strahlen, Aufnahme eines Fußgelenks, geeignete Röhren und Fluoreszenzerscheinungen.

Carl August gehört zu den ersten Empfängern von Röntgens Veröffentlichung "Über eine neue Art von Strahlen" und den dazugehörigen Fotografien, die Röntgen für die ersten Empfänger selbst abzog.


Auszug aus dem Jahresbericht des Physikalischen Staats-Laboratoriums für 1896 (Quelle in den Literaturverweisen):

3. In grossem Umfange wurde die Thätigkeit unseres Laboratoriums während des Berichtsjahres durch die umfassende medicinischen Anwendung der von Prof Röntgen in Würzburg entdeckten neuen Durchdringungsstrahlen in Anspruch genommen. Nachdem es uns sehr bald nach Bekanntwerden der Röntgen'schen Entdeckung gelungen war, die von demselben beschriebenen Erscheinungen ebenfalls hervorzurufen, wurde die Benutzung der neuen Strahlen Seitens der Aerzte Hamburgs und der Umgegend bald eine sehr häufige und stetig zunehmende. Da unser Laboratorium längere Zeit hindurch allein über die erforderlichen Einrichtungen verfügte, so war während dieser Zeit die Zahl der von uns auf ärztlichen Wunsch zu den verschiedensten diagnostischen Zwecken ausgeführten Röntgenstrahlen-Untersuchungen eine sehr beträchtliche. Auch
nachdem im Neuen Allgemeinen Krankenhause sowie im Altonaer Krankenhause vollständige Einrichtungen für die neue Untersuchungsmethode hergestellt worden waren, mussten noch zahlreiche derartige Arbeiten bei uns ausgeführt werden. Erst in neuerer Zeit stehen den hiesigen Aerzten gut eingerichtete Privat-Institute zur Verfügung, deren Leiter sich zum Theil während längerer Zeit mit der Praxis der Röntgenstrahlen-Arbeiten in unserem Laboratorium vertraut gemacht haben, so dass wir nunmehr nur noch in besonderen Fällen ärztliche Aufnahmen mit Röntgenstrahlen ausführen. — Nach diesen praktischen Arbeiten gingen fortdauernd auch vielfache rein wissenschaftliche Untersuchungen der mit den neuen Strahlen verknüpften Erscheinungen einher, über welche an anderer Stelle zu berichten ist.

Material/Technik

Papier mit gedrucktem Briefkopf, Tinte

Maße

Höhe: 14,1 cm, Breite: 22 cm

Abschrift

Original: Deutsch

81109tranScriptoriumTRP document creator: Marcel Michels M.A.

Physikalisches Staats-Laboratorium in Hamburg. Direktor: Prof. Dr. A. Voller. Hamburg, den 23. Jan. 1896 Domstraße 6. Sehr verehrter Herr College. Ich wollte nicht unterlaßen, Ihnen einige Proben der Resultate zu schicken, die wir hier mit den von Ihnen entdeckten und schon so eingehend studirten X-Strahlen erhalten haben. Wir haben mit dem Photographiren (oder wohl zunächst lieber ganz allgemein Aktinographiren) lebender und lebloser Gegenstände gute Erfolge erzielt. Soweit die Schärfe der erhaltenen Bilder dies gestattete, habe ich davon Lichtdruck-Copien machen laßen, die ich Ihnen sende. Leider fehlt die interessanteste Aufnahme: ein lebender Fuß, dessen Knochen vor Jahren durch einen Pferdetritt getroffen wurden und dann eine Wucherung entwickelten. Das erhaltene Negativ zeigt dieselbe so gut, daß die Aerzte erklären, über diese Art der etwa erforderlichen Operation völlig unterrichtet zu sein, was vorher nicht der Fall war. Leider wurde die Platte im Entwicklungsbade so verdorben, daß

daß sie sich zum Copiren nicht mehr eignete. Bei den Arbeiten haben wir eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Gewöhnliche Hittorf'sche oder Crookes'sche Röhren werden bekanntlich beim Stromdurchgang heiß; es gibt bekanntlich einige von Crookes angegebene Formen, in welchen die Kathodenstrahlen entweder ein in der Röhre befindliches Platinblech zur Weißglut erhitzen oder die Glaswand stark erwärmen. Wir fanden, daß alle diese Röhren nichts von X-Strahlen erkennen ließen. Nur eine einzige unserer Röhren führte uns zum Ziele und nun bemerkte ich sehr bald, daß diese eine Röhre stets völlig kalt blieb. Wir haben die Versuche mit dieser Röhre unter Anwendung von 6 Accumulatoren und eines Inductors, der in Luft 10-12 cm Funken gibt, während einer vollen Stunde durchgeführt (z. B. während der Aufnahme des Fußskelettes); unmittelbar nach Unterbrechung des Stromes war die Röhre noch so kalt wie vor dem

Versuche. Wir haben stets dasselbe Resultat erhalten. Es scheint dennoch, daß bei genügender Luftleere alle der Röhre zugeführte elektrische Energie statt in Wärme vollständig in X-Strahlen-Energie umgewandelt wird. Was wird aus letzteren im umgebenden Raum? Es wäre mir sehr interessant, gelegentlich von Ihnen zu erfahren, ob Sie Aehnliches bemerkt haben und was Sie von der Sache denken. Im Uebrigen ist unsere gute Röhre gestern un- dicht geworden; sie zeigte weißliches Licht, während ursprünglich nichts in ihr zu sehen war, als das lebhafte grüne Fluorescenz- licht des Glases. Sie ist nun ganz unwirksam. Offenbar ist ein sehr hoher Grad von Luftver- dünnung für das Entstehen der Strahlen noth- wendig. Wir sind energisch mit der Bestellung neuer Röhren beschäftigt und kommen hoffentlich bald zu Ziele. Die auf Tafel 9 enthaltenen Aufnahmen von M Baryum- und Calciumplatincyanür hatte ich

ich zu dem Zwecke gemacht, um zu sehen, ob die unter der Einwirkung der X-Strahlen stark fluorescirenden Kristalle nicht etwa durch dieses ihr Licht auf die photographische Platte wirken; sie lagen unmittelbar auf letzterer. Es zeigt sich, daß die Kristalle lediglich absorbiren, wie schwere Metalle; von einer Eigenwirkung auf die Platte ist nichts zu erkennen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener A. Voller erledigt 30 Jan 96. [Hand W.C. Röntgen]

Literatur

  • Voller, Carl August (1897): Physikalisches Staats-Laboratorium. Bericht des Direktors Prof. Dr. A. Voller, in: Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, XIV. Jahrgang, 1896. Hamburg
Karte
Verfasst Verfasst
1896
Carl August Voller
Hamburg
Empfangen Empfangen
1896
Wilhelm Conrad Röntgen
Würzburg
1895 1898
Deutsches Röntgen-Museum

Objekt aus: Deutsches Röntgen-Museum

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