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Deutsches Röntgen-Museum Nachlass Bertha Röntgen [83129]
Bertha Röntgen an Charlotte Baur (13./14.05.1895), 83129_1 (Deutsches Röntgen-Museum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Röntgen-Museum (CC BY-NC-SA)
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Bertha Röntgen an Charlotte Baur (13./14.05.1895)

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Beschreibung

Brief von Bertha Röntgen an ihre Freundin Charlotte Baur in München über Dank für Glückwünsche zu ihrem Geburtstag, Bertha Röntgens Geburtstagfeier in Baden-Baden mit der Familie Hofmeier, Übernahme des Rektorats der Universität Würzburg durch Wilhelm Conrad Röntgen, Probleme mit fehlendem Personal, Gesundheitszustand von Bertha Röntgen und ihrer Nichte Josephine Bertha Ludwig, Familienangelegenheiten der Baurs, Übersiedlung von Lottes Freundin Fräulein Sachs von Würzburg nach München, Pläne Lottes zur Gründung einer Schule, Erkrankung eines Neffen von Bertha Röntgen in Zürich an Lungentuberkulose.

Material/Technik

Papier, Tinte

Maße

Höhe: 19,9 cm, Breite: 12,4 cm

Abschrift

Original: Deutsch

83129tranScriptorium TRP document creator: Marcel Michels, M.A.

Würzburg 13. Mai. 1895 Liebe Lotte! Denke nicht schlecht von mir, das ich so lange wartete um Deinen Brief ent- haltend Glückwünsche zu meinem Ge- burtstag zu übersenden beantworten. Wir sind schon sei dem 25. April zu Hause, aber wir waren bis jetzt so mit allerlei Arbeiten überhäuft, daß ich erst jetzt dazu kom̄e für die herzlichen Wünsche meiner guten Freun- de zu danken. Wohl ist es für die Freun- de etwas umständlich ihre Glückwün- sche im̄er in die Ferne zu senden, aber thut mir doch so in̄erlich wohl, daß mich keiner vergißt, daß ich doppelt dankbar dafür bin. Wir feierten diesen Tag in Baden-Baden mit unsern guten Hofmeier's, welche der Kinder wegen, die alle Keuchhusten hatte da waren. Zwei Tage später kehrten wir alle drei nach W. zurück; obschon ich auf Dr. Lindner's Wunsch noch hätte in B.B. bleiben müßen. Ich hatte aber keine Ruhe, daß Willy nun allein zu Hause wirthschaften sollte und das war auch richtig. Als wir zurückkehrten, wur- de er sogleich bestürmt, das Rektorat zu übernehmen bis ein Neuer gewählt sei. Da gab es den̄ eine Sitzung um die Andere und das Unangenehme von solchen Wahlen blieb auch nicht aus, da war es den̄ doppelt gut, daß er

wenigstens zu Hause seine Ruhe fand. Aber auch ich finde reichlich meine Arbeit, den̄ ich habe im̄er noch kein Zim̄ermäd- chen und bin ziemlich abgerißen nach Hause zurück gekehrt. Meine beiden Näherinen sind nun beide verheiratet, und gehen lieber nicht mehr aus zum nähen. So muß man dan̄ selbst wie- der in's Joch, was ich ja auch ganz gerne thun will, wen̄ ich nur recht vergnügt daran gehen kan̄. Doch die erste Woche meines hier sein, war ich sehr verstim̄t, da ich gerade so viel hustete u. so schlecht schlief, als wäre ich nie fort gewesen. Doch nun ist es wie- der besser, was ich für meines Man̄es Beruhigung doppelt hoch anschlage. An Sorgen fehlt es ja ohne dieß nicht; Bertha's Rücken ist durch das starke Wachsen und das viele Schulsitzen in Gefahr. Wir mußten sie vorläufig aus der Schule nehmen u. darf sie nur ein paar Stunden circa 4 in der Woche nehmen welche sie zu Hause erhält, dafür hat sie 2 bis 3 Stunden im Tag zu th Turnen meistens unter Aufsicht des Assisten von H. Schönborn. Es ist für sie eine ziemlich schmerzhafte Sache und hat sie eine Aufmunterung nöthig; sie selbst ist geduldig u. voller gutem Willen. Mich aber kostet das Alles viel Zeit, den̄ ohne Aufsicht ist gar nichts zu machen, doch was thäte ich nicht gerne um dem Kind eine trübe Zukunft zu sparen?

Nun aber liebe Lotte wird es Zeit, daß ich von Dir u. den l. Deinen spreche. Nur all'zu sehr verlange ich wieder nach Deinen Nachrichten. Wie mag es Lisel auf der Seereise ergangen sein? Hof- fentlich hat sie Alles gut überstanden und ist sie wohlbehalten an ihrem Be- stim̄ungsort angelangt. Daß Deine Eltern darüber schwere Stunden gehabt kan̄ ich mir denken u. hoffe, daß sie nun keine Ursache mehr haben sich zu ängstigen. - Daß Fr. Sachs wieder nach München geht, freut mich sehr für Dich, aber auch nicht minder für sie selbst, meine ich doch, sie müße hier mit ihrer Begabung wie am verschmachten leben. Eigentlich habe ich ein ganz schlechtes Gewis- sen wen̄ ich an Dein Sächsle denken, daß ich ihr nie einen Gegenbesuch gemacht. Und doch war es nicht Mangel an In- treße, so manches Mal dachte ich an sie und nahm mir vor, zu ihr zu gehen, aber ich war den Winter zu sehr ge- hindert, Besuche zu machen, da Dr. Lindner es gerade zu verboten hatte. Wen̄ Du sie siehst so sage ihr meine Grüße u. wie leid es mir thue, daß ich noch nicht bei ihr gewesen sei.- Für heute muß ich Schluß machen, die Pflicht ruft mich zu andern Dingen, morgen hoffe ich wieder ein Stündchen zu finden um noch mehr zu schreiben. den 14 Mai 1895. Es ist heue spät geworden, bis ich an den Schreibtisch kom̄e, aber ich will doch wenig-

stens den Versuchen machen meinen Brief zu ergänzen. Ich habe noch einmal Deinen Brief vom 7. IV. durchgelesen, wo mir fast aus jeder Zeile die Ver- sicherung Deiner Zufriedenheit mit Deinem jetzigen Loos auffällt. Brauche ich dir zu sagen, liebe Lotte, wie sehr mich das freut und hoffe ich von ganzem Herzen, daß Dir dieses Glück beständ- ig ist. Dein neues Unternehmen eine Schule zu gründen finde ich sehr löblich doch eine schwere Aufgabe, möge sie doch einst nicht zu schwer auf Dir lasten, neben all'den übrigen Intreßen die Dich so reichlich geschäftigen. Wen̄ ich neidisch sein kön̄te, so möchte ich es wohl einmal ein bischen auf Dich sein, der es vergön̄t ist, Deine Gedanken auf so viel Schönes z richten. Doch Alls hat ja sein Gutes, und we nicht mitfliegen kan̄ muß doch dank- ar sein, daß er mitgeht. Der Mensch ist nun einmal so verschieden gear- tet und beanlagt, wohl dem der auch mit seinen kleinen Leistungen zufrieden bleibt! - Sehr freute mich die Nachricht, das es Deinen Eltern gut geht, sowie daß August mit seinem neuen Aufent- halt zufrieden ist. Soeben erhalte ich eine traurige Nachricht, einer meiner Neffen welcher in Zürich lebt, ist erkrankt und soll er einen Begin̄ von Lungenschwindsucht haben. Dies wäre furchtbar traurig, er hat eine kränkliche Frau u. 3 Kinder, das Jüngste, ist erst 2 Monat alt. Ich schließe, den̄ ich bin ganz traurig u. kan̄ nichts anderes mehr denken. Mit vielen Grüßen an Dich u. die Deinen Deine getreue Tante Bertha

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