Kokosnusspokale gehörten zur Ausstattung vieler Kunst- und Wunderkammern. Die Nüsse galten als große Kostbarkeiten und sind in den Inventaren von Päpsten, Fürsten und reichen Bürgern schon früh nachzuweisen. Wie Nautiluspokale, Korallen u. a. m. zählen sie zu den Naturalia, deren Wert und Bedeutung durch menschliche Kusntfertigkeit erhöht wurde. In der Regel wurden sie zu Trinkgefäßen verarbeitet. Die Stücke erlebten im 16. Jahrhundert ihre größte Popularität, danach verlor das Material an Bedeutung.
Einzelne Nüsse gelangten seit der Antike aus Indien über teils abenteuerliche Wege nach Europa. Schon um 1300 bezeichnete Marco Polo sie als "indische Nüsse". In der Renaissance waren zwei Handelswege nach Europa von Bedeutung: entweder über Lissabon aus den portugisischen Kolonien oder über Venedig, wohin sie durch arabische Händler gelangten. Ursprünglich verwendete man auch den Namen "Meernuss", weil man glaubte, sie kämen aus dem Wasser. Auch magische oder Wunderkräfte wurden ihnen zugeschrieben. Sie sollten gegen Gifte helfen, Krankheiten heilen und als Aphrodisiakum wirken.
Alttestamentarische Darstellungen auf Kokosnüsse waren beliebt. Meistens hatten sie, einem Trinkgefäß angemessen, Bezug zum Thema Wein. Häufig waren auch erotische Bezüge oder beides. In diesem Fall handelt es sich mit "Susanna im Bade", "Potiphars Weib" und "Lot und seine Töchter" um Darstellungen mit erotischen Anklängen, die um das Thema Verführung kreisen.
Der Pokal trägt das Meisterzeichen von Lukas Neißer. Er wurde 1615 Meister und starb 1657, der Pokal stammt somit aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
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