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Heimatmuseum Sindorf Geschichten, Legenden und wahre Anekdoten Christus-Kirche [1953_SB_52279] Archiv 2021-05-24 11:14:51 Vergleich

Anekdote | Arnold Widding | Das Kreuz mit dem Kreuz | 1953

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19Sie schmiedeten ein Geschenk für die Gemeinde, ein großes etwa ein Meter hohes eisernes Kreuz, das den Turm der neuen Kirche zieren sollte. Es wurde ein gewichtiges Kreuz, ein stabiles Kreuz aus Volleisen, das für die Ewigkeit halten sollte. Endlich, als es nach etlichen Tagen fertig geschmiedet war, stellten sie es vor den Amboss, betrachteten das Kreuz mit Genugtuung von allen Seiten und sahen, dass es gut war. 19Sie schmiedeten ein Geschenk für die Gemeinde, ein großes etwa ein Meter hohes eisernes Kreuz, das den Turm der neuen Kirche zieren sollte. Es wurde ein gewichtiges Kreuz, ein stabiles Kreuz aus Volleisen, das für die Ewigkeit halten sollte. Endlich, als es nach etlichen Tagen fertig geschmiedet war, stellten sie es vor den Amboss, betrachteten das Kreuz mit Genugtuung von allen Seiten und sahen, dass es gut war.
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21- Wir werden es jetzt noch mit einer wetterfesten Farbe schwarz streichen, schlug der Schmied vor. 21"Wir werden es jetzt noch mit einer wetterfesten Farbe schwarz streichen", schlug der Schmied vor. Aus einem Nebenraum holte er einen Farbtopf, einen Pinsel und machte sich damit sogleich an die Arbeit. "Das trifft sich gut, dass wir das Kreuz jetzt fertig haben. Übermorgen kommt der Zimmermann, um die Dachsparren anzulegen. Da kann er das Kreuz gleich mit befestigen", schlug der Presbyter vor.
22Aus einem Nebenraum holte er einen Farbtopf, einen Pinsel und machte sich damit sogleich an die Arbeit.
23- Das trifft sich gut, dass wir das Kreuz jetzt fertig haben. Übermorgen kommt der Zimmermann, um die Dachsparren anzulegen. Da kann er das Kreuz gleich mit befestigen, schlug der Presbyter vor.
24Gut, dann bringen wir es morgen Abend zu Dir nach Hause, Du wohnst ja gleich neben der Baustelle.
25Gesagt, getan! Die Zimmerleute montierten wie abgesprochen den Dachstuhl und auf Geheiß des Presbyters befestigten sie das Kreuz an den Dachsparren hoch oben auf dem Turm. Am Abend, nach getaner Arbeit, waren alle zufrieden und besonders der Arbeitskollege des Schmieds, der Presbyter, blickte immer wieder mit Genugtuung aus dem Küchenfenster zu dem gegenüberliegenden Kirchturm, dessen Dach in wenigen Tagen gedeckt werden sollte. Das Kreuz, weithin sichtbar, sollte nun zeigen, dass die Gemeinde zur Ausübung ihres Glaubens einen festen Standort in Sindorf hatte.
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27Am nächsten Tag, nach der Frühschicht, machten sich der Presbyter und der Schmied gleich auf den Weg nach Hause, begierig zu wissen, wie wohl das Kreuz auf dem nunmehr fertig gedeckten Dach aussehen würde. Aber welch eine Enttäuschung! Als sie vor der Kirche standen, war das Kreuz vom Turm verschwunden, nur die schwarzbraunen Dachpfannen waren sauber verlegt. 23"Gut, dann bringen wir es morgen Abend zu dir nach Hause, du wohnst ja gleich neben der Baustelle." Gesagt, getan! Die Zimmerleute montierten wie abgesprochen den Dachstuhl, und auf Geheiß des Presbyters befestigten sie das Kreuz an den Dachsparren hoch oben auf dem Turm. Am Abend nach getaner Arbeit waren alle zufrieden und besonders der Arbeitskollege des Schmieds, der Presbyter, blickte immer wieder mit Genugtuung aus dem Küchenfenster zu dem gegenüberliegenden Kirchturm, dessen Dach in wenigen Tagen gedeckt werden sollte. Das Kreuz, weithin sichtbar, sollte nun zeigen, dass die Gemeinde zur Ausübung ihres Glaubens einen festen Standort in Sindorf hatte.
28Im hinteren Bereich des Kirchendaches waren die Dachdecker noch bei der Arbeit.
29- Wo ist das Kreuz geblieben? rief der Presbyter, seinen Zorn kaum verbergend, zu den Männern hinauf, die leicht verlegen einen Augenblick mit der Arbeit innehielten.
30- Der Architekt war da und hat lauthals geschimpft. Er war außer sich vor Zorn und schrie uns an, er wisse nichts von einem Kreuz auf dem Turm. Auf seinen Befehl haben wir es wieder gelöst und heruntergeworfen.
31- Und wo ist das Kreuz jetzt? wollte der Schmied wissen.
32- Jetzt liegt es dahinten neben dem Kirchturm im Dreck! rief daraufhin einer der Dachdecker höhnisch lachend zu den beiden hinunter.
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34Die Dachdecker hatten nun weiter nichts mehr mit der Sache zu tun und fuhren gleichmütig und offensichtlich belustigt mit ihrer Arbeit fort. 25Am nächsten Tag, nach der Frühschicht machten sich der Presbyter und der Schmied gleich auf den Weg nach Hause, begierig zu wissen, wie wohl das Kreuz auf dem nunmehr fertig gedeckten Dach aussehen würde. Aber welch eine Enttäuschung! Als sie vor der Kirche standen, war das Kreuz vom Turm verschwunden, nur die schwarzbraunen Dachpfannen waren sauber verlegt.
35Der Schmied und sein Freund der Presbyter fanden das Kreuz achtlos hingeworfen auf einem Schuttberg hinter dem Kirchturm. Es hatte den Sturz von ganz oben allerdings ohne Schaden überstanden, denn es war ja ein Kreuz aus Volleisen. Die beiden Männer gerieten beim Anblick dieser Freveltat in unbändigen Zorn. Sie nahmen das Kreuz, trugen es gemeinsam auf den Hof des Presbyters, stellten es dort ab und überlegten, was nun zu tun sei. 26Im hinteren Bereich des Kirchendaches waren die Dachdecker noch bei der Arbeit. "Wo ist das Kreuz geblieben?", rief der Presbyter, seinen Zorn kaum verbergend, zu den Männern hinauf, die leicht verlegen einen Augenblick mit der Arbeit innehielten.
36Schließlich gingen sie ins Haus, setzten sich an den Küchentisch und der Presbyter holte Tinte, Papier und einen Federhalter. 27
37- Jetzt werden wir dem Herrn Architekten einen geharnischten Brief schreiben. So kann er mit uns nicht umgehen. Unser Kreuz ist eine Spende für die Gemeinde. Was sollen wir schreiben? 28"Der Architekt war da und hat lauthals geschimpft. Er war außer sich vor Zorn und schrie uns an, er wisse nichts von einem Kreuz auf dem Turm. Auf seinen Befehl haben wir es wieder gelöst und heruntergeworfen." - "Und wo ist das Kreuz jetzt?", wollte der Schmied wissen. "Jetzt liegt es dahinten neben dem Kirchturm im Dreck!", rief daraufhin einer der Dachdecker höhnisch lachend zu den beiden hinunter.
38- Schreib Du, schlug der Schmied vor. Mit meinen Arbeitshänden habe ich Mühe mit dem Schreiben und es soll ja ordentlich aussehen. 29
39So entwarfen die beiden einen bösen Brief an den Architekten, den sie am nächsten Tag bereits in den Briefkasten steckten. Der letzte Satz in dem Brief lautete: Das Kreuz kommt sofort zurück auf den Kirchturm! 30Die Dachdecker hatten nun weiter nichts mehr mit der Sache zu tun und fuhren gleichmütig und offensichtlich belustigt mit ihrer Arbeit fort. Der Schmied und sein Freund, der Presbyter, fanden das Kreuz achtlos hingeworfen auf einem Schuttberg hinter dem Kirchturm. Es hatte den Sturz von ganz oben allerdings ohne Schaden überstanden, denn es war ja ein Kreuz aus Volleisen. Die beiden Männer gerieten beim Anblick dieser Freveltat in unbändigen Zorn. Sie nahmen das Kreuz, trugen es gemeinsam auf den Hof des Presbyters, stellten es dort ab und überlegten, was nun zu tun sei.
40Wenige Tage später, nach dem sonntäglichen Gottesdienst in der katholischen Gastkirche, rief der Pastor den Presbyter zu sich. 31
41- Wir müssen dringend etwas miteinander besprechen. Der Architekt Kronen ist außer sich über den bitterbösen Brief, den Sie ihm geschrieben haben, vor allem aber über die auf dem Briefkuvert deutlich sichtbare Beleidigung in der Anschrift. »Arschitekt« haben Sie geschrieben, Arschitekt mit einem s vor dem ch. Ich habe Mühe, den Mann von einer Anzeige wegen Beleidigung zurückzuhalten. 32Schließlich gingen sie ins Haus, setzten sich an den Küchentisch und der Presbyter holte Tinte, Papier und einen Federhalter. "Jetzt werden wir dem Herrn Architekten einen geharnischten Brief schreiben. So kann er mit uns nicht umgehen. Unser Kreuz ist eine Spende für die Gemeinde. Was sollen wir schreiben?" - "Schreib du", schlug der Schmied vor. "Mit meinen Arbeitshänden habe ich Mühe mit dem Schreiben, und es soll ja ordentlich aussehen." So entwarfen die beiden einen bösen Brief an den Architekten, den sie am nächsten Tag bereits in den Briefkasten steckten. Der letzte Satz in dem Brief lautete: "Das Kreuz kommt sofort zurück auf den Kirchturm!"
42- Wieso ist das eine Beleidigung? Der Herr Kronen ist doch Arschitekt. 33
43- Ja, aber das schreibt man doch nicht mit s-c-h, entrüstete sich der Pastor vorwurfsvoll. 34Wenige Tage später nach dem sonntäglichen Gottesdienst in der katholischen Gastkirche rief der Pastor den Presbyter zu sich.
44- Das haben mein Freund und ich nicht gewusst, entgegnete der Presbyter mit treuherziger Unschuldsmiene. Wenn aber das Kreuz nicht zurück auf den Kirchturm kommt, lege ich mein Presbyteramt nieder und Sie haben mich heute zum letzten Mal in Ihrem Gottesdienst gesehen. 35"Wir müssen dringend etwas miteinander besprechen. Der Architekt Kronen ist außer sich über den bitterbösen Brief, den Sie ihm geschrieben haben, vor allem aber über die auf dem Briefkuvert deutlich sichtbare Beleidigung in der Anschrift. »Arschitekt« haben Sie geschrieben, Arschitekt mit einem s vor dem ch. Ich habe Mühe, den Mann von einer Anzeige wegen Beleidigung zurückzuhalten." - "Wieso ist das eine Beleidigung? Der Herr Kronen ist doch Arschitekt." - "Ja, aber das schreibt man doch nicht mit s-c-h", entrüstete sich der Pastor vorwurfsvoll.
45- Ich werde mit Herrn Kronen noch einmal reden, suchte der Pastor zu beschwichtigen. Tatsächlich gelang dem Pastor ein Kompromiss: Die Anschrift Arschitekt wurde zu einem verzeihlichen Rechtschreibfehler erklärt und das eiserne Kreuz durfte nun zwar nicht auf dem Turm aber dafür auf den First des hinteren Kirchendaches montiert werden. Von da grüßt es noch heute die Kirchenbesucher und mahnt zu brüderlicher Versöhnlichkeit. 36
37"Das haben mein Freund und ich nicht gewusst", entgegnete der Presbyter mit treuherziger Unschuldsmiene. "Wenn aber das Kreuz nicht zurück auf den Kirchturm kommt, lege ich mein Presbyteramt nieder, und Sie haben mich heute zum letzten Mal in Ihrem Gottesdienst gesehen." - "Ich werde mit Herrn Kronen noch einmal reden", suchte der Pastor zu beschwichtigen. Tatsächlich gelang ihm ein Kompromiss: Die Anschrift Arschitekt wurde zu einem verzeihlichen Rechtschreibfehler erklärt, und das eiserne Kreuz durfte nun zwar nicht auf dem Turm, aber dafür auf den First des hinteren Kirchendaches montiert werden. Von da grüßt es noch heute die Kirchenbesucher und mahnt zu brüderlicher Versöhnlichkeit.
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47[Quelle: Wahre Tatsachen | Anekdoten, Arnold Widding] 39[Quelle: Wahre Tatsachen | Anekdoten, Arnold Widding]
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61- [Arnold Widding (1934-)](https://rheinland.museum-digital.de/index.php?t=people&id=170850)53- [Arnold Widding (1934-)](https://rheinland.museum-digital.de/index.php?t=people&id=170850)
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55## Bezug zu Orten oder Plätzen
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57- [Carl-Schurz-Straße 2 (Kerpen)](https://rheinland.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=72675)
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63## Schlagworte59## Schlagworte
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65- [Christus-Kirche Sindorf](https://rheinland.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=97756)61- [Das Kreuz mit dem Kreuz](https://rheinland.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=98236)
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70Stand der Information: 2021-05-24 11:14:5166Stand der Information: 2021-06-05 15:24:40
71[CC BY-NC-SA @ Heimatmuseum Sindorf](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)67[CC BY-NC-SA @ Heimatmuseum Sindorf](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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