Unsere heutige Vorstellung von einem Essbesteck, dass sich fest an einem Ort befindet, also im Esszimmer, in der Küche, im Restaurant, in der Herberge etc., und das von denen benutzt wird, die sich dort jeweils gerade zum Essen aufhalten, entstand erst im 19. Jahrhundert. Zuvor war Essbesteck entweder noch gar nicht verbreitet oder einzelnen Personen individuell zugeordnet.
Bei denen, die nicht zur vermögenden Oberschicht gehörten, war bis ins 19. Jahrhundert der Löffel das einzige Besteckteil. Das war vollkommen ausreichend, denn die Nahrung bestand zu einem großen Teil aus Brei oder Brot. Das wichtigste Essinstrument war die Hand, und für den Verzehr von Brei oder Grütze nutze man den Löffel. Dieser war aus Holz geschnitzt, wenn man es sich leisten konnte, auch aus Metall gefertigt. Er war in der Regel einer einzelnen Person des Haushalts vorbehalten. Wenn diese verstarb, „gab sie den Löffel ab“. Und wer unterwegs war, sollte seinen Löffel mitführen, da üblicherweise kein Besteck für ihn an seinen Zielorten bereitlag. Der Name Besteck deutet noch heute darauf hin. Er meint ein Futteral für (Ess-)Werkzeug, dass man am Gürtel stecken hat und mit sich trägt.
Ein Messer als Essbesteck war ursprünglich ein Luxusgut und wenigen vorbehalten. Dies gilt noch mehr für die Gabel, die erst in Renaissancezeiten entstand und in vermögenden Kreisen erst ab dem 17. Jahrhundert Verbreitung fand. Als hochwertiges Statusobjekt war Essbesteck entsprechend kunstvoll gestaltet und einem individuellen Besitzer zugeordnet. Daher war es Unikat. Niemand wäre auf die Idee gekommen, gleich eine Serie von sechs oder mehr gleichartigen Messern, Gabeln oder Löffeln zu besitzen.
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