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Heimatmuseum Sindorf Jüdische Geschichte [SB_53198-SD_50078]
Stolpersteinverlegung | Familie Kahn (Heimatmuseum Sindorf CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatmuseum Sindorf (CC BY-NC-SA)
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Jüdische Geschichte | Familie Kahn

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Beschreibung

Jüdische Geschichte | Familie Kahn

Auszug aus der Rede des Bürgermeisters der Kolpingstadt Kerpen Dieter Spürck anlässlich der Stolpersteinverlegung am 24.09.2022 in Sindorf, Heppendorfer Straße 37

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts war ein Zweig der großen Kaufmannsfamilie Ehrlich in Sindorf ansässig. 1879 heiratete Helena Ehrlich den aus Oberbieber stammenden Kaufmann Emanuel Kahn. 1880 wurde die Tochter Henriette geboren, 1885 der Sohn Hermann. Nach Hermanns Hochzeit mit Regina Levy aus Bergheim kam 1940 die Tochter Else zur Welt. Der Viehhändler Hermann Kahn lebte mit seiner Familie hier an der Heppendorfer Straße, damals mit der Hausnummer 33.

Sein seinerzeitiger Grundbesitz umfasste etwa 6000 Quadratmeter. Die Tochter Else besuchte vermutlich zunächst die jüdische Schule in Kerpen, von 1923 bis 1927 die Volksschule in Sindorf. Schließlich wurde sie von einer Privatlehrerin unterrichtet. Während der Reichspogromnacht kam es am 10.11.1938 in fast allen Kerpener Stadtteilen zu Ausschreitungen, auch im Haus der Familie Kahn. Die ortsfremden SA-Leute wollten zunächst ein gegenüberliegendes Haus stürmen, aber dessen Bewohner wiesen sie auf das Haus der jüdischen Familie hin.

Nach der Schadensaufstellung ist die gesamte, zum Teil hochwertige Wohnungseinrichtung zerstört worden. Es entstand ein materieller Schaden von 3200 Mark, der immaterielle ist wohl nicht zu beziffern. Regina Kahn meldete am 12.11.1938 außerdem die Brieftasche ihres Mannes als verloren, ausdrücklich nicht als gestohlen, in der sich außer Geld der Führerschein und die Pkw-Papiere befunden hatten. Im Zuge der 1938-Ausschreitungen wurde auch der Sindorfer Judenfriedhof mit den Gräbern der Familie Kahn bzw. Ehrlich verwüstet und geschändet.

Es wurde wenig später an einen Sindorfer Landwirt verkauft und landwirtschaftlich genutzt. Als der Jude Kurt Hermanns aus Horrem, der Sindorf 1945 als amerikanischer Soldat befreite, die Gräber seiner Vorfahren nicht mehr fand, forderte er mit deutlichen Worten vom Bürgermeister eine würdevolle Wiederherstellung des Friedhofs. Das wurde 1948 realisiert. Sie kennen den Friedhof alle. Leider gelang es der Familie nicht, Deutschland nach 1938 zu verlassen.

Regina, Hermann und Else Kahn wurden wie Familie Nathan am 20. Juli 1942 von Köln aus deportiert und in Maly Trostinec ermordet. Die Schwester von Hermann Kahn, Henriette, überlebte den Holocaust, vermutlich wegen ihres nichtjüdischen Ehemanns. Sie starb 1984 in Koblenz. In ihren Wiedergutmachungsakten wird nicht deutlich, ob sie für das nicht unerhebliche mobile Vermögen ihres Bruders Hermann in Sindorf entschädigt wurde.

Es ist nicht gelungen, weitere Nachfahren der Familie ausfindig zu machen. Die Familie ist anscheinend wie vom Erdboden verschluckt.

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