Ein Haarseil (auch Eiterband oder lateinisch Setaceum genannt) wurde als Therapiemethode gegen Augenerkrankungen, Epilepsie und geistige Störungen angewendet. Dem Patienten wurde mit einer speziellen Zange ein Stück der Nackenhaut angehoben und dieses mit einer Schnur aus Seide, Rosshaar oder Leinwand durchgestoßen. Dieses sogenannte Haarseil blieb so lange unter der Haut, bis sich Eiter bildete. Die Eiterung sollte die Ableitung und Ausscheidung krankmachender Säfte befördern, entsprechend der damals gängigen Humoralpathologie. Die Anwendung des vorliegenden Objekts wird in Wilhelm Fabrys Observationen ausführlich beschrieben (40. Observatio, 1. Centuria) und mit einer Zeichnung ergänzt. Die Zange hat abgerundete Greifenden, um Verletzungen vorzubeugen.
Die Greifenden lassen sich 6,5 cm öffnen. Unterhalb der Greifenden befinden sich zwei ovale Öffnungen, durch die der Stich zum Einführen der Haarseilnadel gesetzt werden konnte. Die Replik wurde 1970-80 in Solingen für das damalige Hildener Heimat angefertigt.
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