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Deutsches Röntgen-Museum Nachlass Wilhelm Conrad Röntgen: Briefe und Dokumente [80554]
Louise Grauel an W.C. Röntgen (17.03.1896), 80554_1 (DRM CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: DRM (CC BY-NC-SA)
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Louise Grauel an W.C. Röntgen (17.03.1896)

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Beschreibung

Material/Technik

Papier, Tinte, Druckerschwärze

Maße

Höhe: 20 cm, Breite: 12,6 cm

Abschrift

Original: Deutsch

80554tranScriptoriumTRP document creator: Marcel Michels M.A.

Indianapolis, Ind. den 17. März 1896 Lieber Wilhelm! Noch unentschlossen, ob ich es wagen darf, noch einmal an Dich zu schreiben, sitze ich hier an meinem Tischchen, hin und her den- kend was ich thun soll. Obwohl mir die täglichen Zeitungen immer etwas Neues über Deine groß- artige Erfindung bringten und dann die vielen, hohen Ehren- bezeugungen welche Dir zu Theil werden, so unterliegt es ja wohl keinem Zweifel, daß Du glück- lich und zufrieden bist und so könnte ich ja doch wohl wissen, daß es Dir wohl geht; und doch, lieber Wilhelm warte ich fast mit fieberhafter Unruhe auf

einige Zeilen von Dir. Ich war vor einigen Wochen zum Besuch bei einem Pastor Stern D. D.; im Laufe des Gesprächs sagte Er zu mir: Der Name "Röntgen" wird ja jetzt viel genannt und weltberühmt; bekommen Sie zuweilen Briefe von Ihrem Herrn Vetter? ich sagte Ja nun sagte der Herr Doktor: Theilen Sie dem Herrn Professor mit, daß Er mit der größten Hochachtung gegen Ihn erfüllt sei und sich ganz beson- ders freue, daß die Universität Würzburg die große Ehre habe, daß diese großartige Erfindung von einem ihrer Professoren ent- deckt worden sei; Dr. Stern hat auch in Würzburg studirt und wenn ich recht verstanden habe, haben seine Eltern in oder bei Würzburg gewohnt. So bekomme ich von verschiedenen Seiten manchmal Zeitungen, wo

Deine Erfindungen erklärt und aufs Höchste gelobt werden, manch- mal fehlt der Humor nicht dabei; die verschiedensten Illustrationen bringen die Zeitungen, und ich hatte schon einmal große Lust, mehrere auszuschneiden und sie Dir zuzusenden, doch der Muth fehlte mir dazu. Fast jede Zeitung brachte Dein wohl- getroffenes Bild, und oft nehme ich die Zeitung mit demselben in meine Hand und betrachte das männliche Gesicht mit dem kindlichen, treuen Auge, und denke dann wenn du doch mit den erfundenen Lichtstrah- len einmal in mein Herz hinein schauen könntest, wie so was es mir manchmal zu Muthe wird bei dem Gedanken, daß Du mich ver- gessen hättest; bitte schreibe mir doch einmal, ob ich Euch beleidigt habe; oder was es ist, daß ich keinen Brief

mehr von Euch bekomme; Habt Ihr mich ganz aus Eurem Her- zen geschlossen? Ich kann mich diesem Gedenken nicht hingeben, es würde mich einsam, ja verstoßen fühlen machen. Diese Zeilen werden wohl etwas verspätet zu Deinem Geburtstage ankommen, doch empfange nachträglich meine herzlichsten Segenswünsche, lieber Wilhelm! Gönne meinen geringen aber aufrichtigen Wünschen einen freundlichen Blick und bewahre Deiner einzigen Cousine von unsern theuren, unvergeßlichen Vätern her, Deine alte Liebe. Und nicht wahr? Liebe Bertha! auch Du be- wahrst mir ein kleines Plätzchen in Deinem Herzen und erzählst mir recht viel von Eurem zu Theil gewordenen Glück! So lebt denn wohl und behaltet lieb Eure Cousine Louise

Herzliche Grüße von Julius und allen Kindern. bitte schreibt bald.

Lieber Wilhelm! Eben als ich den Brief geschrieben, überbrachte mir unser kleiner Willy die Germania, eine der weit verbreitesten Zeitungen hier in Amerika; seitdem der Name Röntgen so weltberühmt geworden, bin ich, ich möchte nicht sagen Zeitungs-Leser sondern Durchstöberer geworden, und wenn mein Auge auf den geliebten Namen fällt, da bleibt es für eine Weile ruhen; ich lese alles mit dem größten

Interesse; Du glaubst aber gar nicht wie verschieden und of sehr mangelhaft die verschiedenen Zeitungen über Deine Abstammung, Familie, Studien- zeit usw. berichten; beiliegend ein Exemplar von unsern Vorfahren, wie gefällt Dir diese Erfindung? Ich habe dieses so eben gelesen in der heutigen Nummer von erwähnter Zeitung. Ich werde den geehrten Herrn Redakteur eines besseren belehren. Nun, lieber Wilhelm! Sei mir nicht böse; und erfüllt doch bitte bald meinen heißen Wunsch u. schreibt. Eure alte Louise.

Röntgen, der Entdecker der X-Strahlen steht, wie aus Au- rich, dem Hauptorte Ostfries- lands gemeldet wird, in naher ver- wandschaftlicher Beziehung zu den in Ostfriesland zahlreich vorhan- denen Familien gleichen Namens. Der Großvater des Prof. Röntgen war Pastor in Petkum bei Emden, später Superintendent in Esens. Dieser hinterließ einen Sohn und mehrere Töchter, welche letztere in Aurich eine Töchterschule gründeten, die sich seinerzeit eines guten Rufes erfreute. Der Sohn ging als geachteter Ingenieur in holländische Dienste, wo er sich als- bald zu einer geachteten Stellung emporarbeitete. Ein Sohn des Letzteren, also der Enkel des Su- perintendenten Röntgen, ist der Entdecker der X-Strahlen.

Der Erfinder Edison erklärt, er hoffe mit Hülfe der Röntgen'schen Strahlen den Blinden das Licht wieder zu geben, falls der Seh- nerv nicht gelitten habe. Versuch, welche er mit zwei Blinden gemacht, seien befrie- digend verlaufen.

Karte
Verfasst Verfasst
1896
Louise Grauel (geb. Röntgen)
Indianapolis
Empfangen Empfangen
1896
Wilhelm Conrad Röntgen
Würzburg
1895 1898
Deutsches Röntgen-Museum

Objekt aus: Deutsches Röntgen-Museum

Remscheid-Lennep, der Geburtsort des Entdeckers der Röntgenstrahlen. Hier führen wir unsere Besucher durch eine spannende Erfahrungs- und...

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