Weniger exotisches Material, dafür aber handwerkliches Geschick in höchster Vollendung zeigt sich in Kunstkammerstücken wie dem so genannten Hundertbecherpokal. Bei diesem Objekt rückt für den Betrachter die Bewunderung des eigentlichen Herstellungsprozesses wohl gleichrangig neben die Hochachtung vor dem Objekt selbst. Tatsächlich gehörten im Verständnis der Zeit Werkzeugsammlungen - nicht allein wissenschaftlicher, sondern auch handwerklicher Art - wie selbstverständlich zum Repertoire einer Kunstkammer. Am bekanntesten ist vielleicht die Drahtzieherbank des Kurfürsten August in der Dresdner Sammlung.
Beim Hundertbecherpokal handelt es sich um eine Drechselarbeit aus Ahornholz. In der Kuppa innenliegend besitzt er 85 hauchdünn gedrechselte, ineinander geschachtelte weitere Holzkuppas. Diese sind zum Teil mit Ornamenten versehen. Fuß, Schaft und Deckel sind mehrfach durchbrochen. Der abnehmbare Deckel ist oben spitz zulaufend. Der Pokal besitzt ein eigenens Futteral, ebenfals aus Ahornholz gedrechselt. Herstellungsort ist wahrscheinlich Nürnberg.
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