Der Keramikbehälter stammt aus dem Spanien des 17. Jahrhunderts. Der Albarello (Plural: Albarelli) ist ein Apothekengefäß aus Fayence in Form eines aufrecht stehenden Zylinders mit leicht konkav eingezogener Wand. Er hat einen eingekerbten Halsring, so dass seine Öffnung mit Öltuch oder Pergament zugebunden werden kann. Sein Name wird von ital. "Bäumchen" abgeleitet, da im Mittelalter aus dem Orient importierte Gewürze und Drogen in Bambusstammabschnitten verpackt nach Europa kamen. Dieses Exemplar ist mit einem blauen floralen Muster handbemalt.
Es diente zur Aufbewahrung von Radix Tormentillae (R. Torment.), auch Blut-, Ruhr- oder Scheisswurzel genannt. Die seit der Antike als Arznei verwendete Pflanze wird nach Dioskurides gegen Darmblutungen, Durchfälle, Leber- und Lungenleiden sowie äußerlich gegen Wundblutungen angewendet. Sie ist seit dem 14. Jahrh. in deutschen Apotheken nachweisbar und wird zuletzt im Arzneibuch 6/26 aufgeführt. In der von Wilhelm Fabry beschriebenen Arzneikiste für den Feldchirurgen (Cista militaria) ist die Droge als Medikament gegen Ruhr und Blutungen enthalten.