Nachtwache bedeutet in der Krankenpflege die ständige unmittelbare Nähe zu Patienten, deren Zustand erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Im Gegensatz zur Nachtbereitschaft, die auch Erholungspausen im Bereitschaftsraum ermöglicht, verbringt die Nachtwache üblicherweise die Nacht im Zimmer des Patienten. In der bildenden Kunst entwickelt das Motiv eine Bandbreite existentieller Zustände: Die Situation erzeugt eine Mischung aus Intimität und Einsamkeit, die Atmosphäre ist geprägt von Übermüdung und Fieberträumen. Zu wachen, während alle Welt schläft, versetzt den Wachenden in eine ähnliche Außenseiterposition wie den Kranken, über den er wacht. Sparsame Lichtakzente konzentrieren sich hier auf die beiden Hauptfiguren, das Umfeld ist in Halbdunkel getaucht. Die Szene wirkt bühnenhaft; dieser Eindruck verstärkt sich durch die beiden breiten Vorhänge über Kopf- und Fußende des Krankenbetts. Die sichtbare Angst in den aufgerissenen Augen des Kranken kontrastiert mit der beherrschten, aber gespannten Aufmerksamkeit des Arztes. Im Gegensatz zur "Nachtwache der barmherzigen Schwester" (00533) entwickelt sich hier eine dramatische und unheimliche Atmosphäre, die an einen viktorianischen Schauerroman oder eine Erzählung von Poe erinnert. Die Lithografie wurde laut rückseitiger Beschriftung 1851 gedruckt und trägt die Auflagennummer 1/100. Über den Künstler liegen bisher keine Informationen vor.