Eine Herme ist ursprünglich eine Wegemarkierung, in der antiken Kunst entwickelte sich daraus das Motiv einer Stele mit aufgesetztem Kopf, Schultern und Phallus, den Wegegott Hermes darstellend. Das Motiv dieses Wandbehangs zeigt Mädchen, die eine Herme bekränzen. Die Wahl antiker Themen ist typisch für die Renaissance und hatte einen zentralen Stellenwert im Bildungskanon jener Zeit. Der Wandteppich diente daher nicht nur einem dekorativ-ästhetischen Zweck, sondern vermittelte auch inhaltliche Botschaften.
Zentrum der Herstellung von Wandbehängen, sogenannten Tapisserien, war seit dem Mittelalter Frankreich. Daneben hatte sich auch Flandern etabliert, eines der wichtigsten Wirtschafts- und Handelszentren jener Zeit. Aus Flandern stammt auch dieser Wandbehang. Die kunstvollen Wirkereien hatten neben den genannten Funktionen aber in erster Linie ganz praktische Aufgaben zu erfüllen. Sie dienten vor allem der Wärmedämmung und lösten darüber hinaus Akustikprobleme in oftmals großen, hohen Räumen.
Die Herstellung von Tapisserien war aufwendig und teuer. Sie konnten jedoch vergleichsweise einfach transportiert und kostensparend an verschiedenen Standorten genutzt werden. Das bekannteste Beispiel lieferte Kaiser Karl V. persönlich. Er ließ seine Erfolge in monumentale Bildteppiche weben und führte diese szenischen Tapisserien auf seinen Reisen mit sich. Die Künstlerische Darstellung sollte die Macht verewigen.