Spiegel waren lange absolute Luxusgüter. Klare Kristallspiegel waren von ihrer Erfindung um 1450 bis 1665 ein Monopol der venezianischen Glasbläser. Dann gelang es Frankreich, zwanzig Handwerker abzuwerben und eine königliche Spiegelglasmanufaktur zu errichtet, zuerst in Paris, ab 1695 in Saint Gobain. Hier wurden die ersten ebenen Spiegel hergestellt.
Der Spiegel an sich war bereits extrem kostbar, dem entsprach ein kunstvoll gearbeiteter Rahmen. Dieser Rahmen stammt aus Augsburg, neben Nürnberg eines der wichtigsten Zentren des Kunsthandwerks der frühen Neuzeit. Links ist eine Darstellung der Flora zu sehen, der römischen Göttin der Blüte und des Frühlings, rechts Pomona, Göttin der Baumfrüchte. Flora steht allegorisch für den Frühling, Pomona für den Herbst. In einem übertragenen Sinn mahnen die Darstellungen die Vergänglichkeit des Betrachters im Spiegel. Wie an so vielen Orten findet sich hier der für die Renaissance zeittypische Rückgriff auf Themen der antiken Mythologie.