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Kulturzentrum Sinsteden des Rhein-Kreises Neuss Grabgruppe aus Rommerskirchen

Grabgruppe aus Rommerskirchen

Der Neubau einer Umgehungsstraße südlich von Rommerskirchen führte zu der Entdeckung von insgesamt vier Bestattungen. Neben einem einzeln gelegenen bustum konnte in etwa 65 m Entfernung in nordwestlicher Richtung eine römische Grabgruppe freigelegt werden. Diese besteht aus drei Särgen, die eindeutig Bezug aufeinander nehmen. Während sich in dem Steinsarkophag eine Brandbestattung befand, konnten in dem Holzsarg, sowie in dem mit Blei ausgekleidetem Holzsarg je eine Körperbestattung freigelegt werden.

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Holzsarg mit Blei ausgekleidet

Im Gegensatz zu den Bleisärgen im östlichen Mittelmeerraum, die oft außen verziert sind, sind die Särge aus dem Rheinland zumeist unverziert und dienen zudem in den meisten Fällen lediglich als Fütterung eines Holzsargs. Vergleichbare Särge datieren vom mittleren Drittel des 3. Jh. n. Chr. bis in die erste Hälfte des 4. Jh. n. Chr. Für Frankreich, Belgien, Deutschland, Niederlande und Schweiz konnten insgesamt 657 Bleisärge kartiert werden (Stand 2017), für Großbritannien 243 (Stand 1977). Die Beigaben lagen nicht im Inneren des Sarges sondern außerhalb. Wobei sich die beiden Tongefäße, ein Firnisbecher (Niederbieber 30) und eine Terra Sigillata Schale mit Glasschliffdekor (Niederbieber 16), direkt auf der Sohle der Grabgrube befanden, während die Glasflasche (Isings 101) vermutlich erst auf dem Deckel stand und während der Verfüllung mit Erde runtergerollt ist. In dem kleinen Trinkbecher befanden sich noch Reste von Holzkohle. In contrast to the lead coffins in the eastern Mediterranean, which are often decorated on the outside, the coffins from the Rhineland are mostly undecorated and in most cases only serve as a lining for a wooden coffin. Comparable coffins date from the middle third of the 3rd century AD to the first half of the 4th century AD. A total of 657 lead coffins have been mapped for France, Belgium, Germany, the Netherlands and Switzerland (as of 2017) and 243 for Great Britain (as of 1977). The grave goods were placed outside the coffin. The pottery is represened by, a varnish beaker (Niederbieber 30) and a terra sigillata bowl, which is decorated like a cut glass (Niederbieber 16). Both were located directly on the ground of the grave pit, while the glass bottle (Isings 101) was probably on the coffin and rolled down during backfilling with soil. The small drinking cup still contained the remains of charcoal.

Steinsarkophag aus Rommerskirchen

Der Trog besteht aus quarzitischem Sandstein und ist hier ausgestellt. Der Deckel aus Kalkstein befindet sich im Besitz des LandesMuseums Bonn. Deckel und Trog waren nicht passgenau, so konnte trotz intakter Klammerung mit zwei Eisenklemmen Sediment eindringen. Der Inhalt des Sarkophags wurde im Labor schichtweise freigelegt, so konnten selbst kleine Faserpartikel erkannt und gesichert werden. Die Grabgrube besaß steil abgetiefte Seitenwände und wurde mehrschichtigt verfüllt. Daraus lässt sich schließen , dass der Sarkophag mit Hilfe einer speziellen Hebevorrichtung von oben in die Grabgrube gesenkt wurde. Unmittelbar an die östliche Schmalseite grenzt eine grubenartige Vertiefung an, die als Strandgrube für eine solche Vorrichtung gedient haben könnte. Nicht im Bild sind die langezogene Parfümflasche, sowie ein Knochenstab, der möglicherweise als Spindel diente und das Spinngerät vervollständigte (siehe Totenspindel/ Handrocken). Der Haarschmuck besteht aus runden und dreieckigen vergoldeten Metallplättchen, sowie kleinen zierlichen Metallröhrchen, die ebenfalls Spuren von Vergoldung aufweisen. In unmittelbarer Nähe befanden sich zudem dunkelblaue Glasperlen, sowie blaugrüne Stabperlen. Vier Haarnadel aus Bein und eine aus Metall gehörten ebenfalls zum Haarschmuck. Unter den erhaltenen Textilresten befand sich blaue Baumwolle und Wildseide, beides Rohstoffe die vor allem aus Indien ins römische Reich gelangen. Nr. 23 kleiner Spiegel (Schematische Darstellung)

Bestattungsformen in der Römerzeit

In römischer Zeit gab es demnach sowohl Brand- als auch Körperbestattungen, wobei die Brandbestattungen letztlich von den Körperbestattungen abgelöst wurden. Innerhalb der Gruppe der Brandbestattungen gibt es mehrere Untergruppen die danach unterschieden werden, wie mit dem Leichenbrand und Resten des Scheiterhaufens verfahren wird. Diese Verschiedenen Arten der Brandbestattung sind hier an Hand exemplarischer Skizzen erklärt. Auch bei den Körperbestattungen sind Unterschiede festzustellen. Als einfaches Körpergrab bezeichnet man einen Leichnam, der ohne Behältnis oder stützende Einbauten in einer Grabgrube niedergelegt wurde. Aufwendiger sind Grabgruben, die mit Holz verschalt, oder mit dachförmig aufgestellten Ziegelplattem ausgestattet sind. Mit dem Begriff: Sarg werden alle Leichenbehältnisse angesprochen, die ursprünglich mit einem Deckel verschlossen werden konnten, unabhängig des Materials aus dem es bestanden (Holz, Stein, Blei). Verzierte Särge werden gelegentlich auch als Sarkophag angesprochen, wobei in den nordwestlichen Provinzen des römischen Reichs meist Sarkophage aus Stein und seltener aus Blei gefunden werden. Verschalungen und Särge aus Holz sind in unseren Breitengraden meist sehr schlecht erhalten, oft sind sie nur als dunklere Verfärbung im Boden wahrzunehmen, wobei die Baunägel noch erhalten sein können.

Inventar des Holzsargs

Der Neubau einer Umgehungsstraße südlich von Rommerskirchen führte zu der Entdeckung von insgesamt vier Bestattungen. Neben einem einzeln gelegenen bustum konnte in etwa 65 m Entfernung in nordwestlicher Richtung eine römische Grabgruppe freigelegt werden. Bei den hier gezeigten Funden handelt es sich um das Grabinventar des vor Ort untersuchten Holzsargs. Der Erhaltungszustand der Holzbohlen war ziemlich schlecht. Das Grab zeichnet sich hauptsächlich als dunklere Bodenverfärbung ab. An den Schmalseiten wurden größere längliche stark korrodierte Eisenobjekte entdeckt, die im Moment noch als Sargbeschläge interpretiert werden. Das Skelett lag in gestreckter Rückenhaltung mit Blick nach Südosten im Sarg. Erhalten waren noch der Schädel und die Extremitäten. Die Unterarme waren im Beckenbereich auf der Höhe der Handknochen verschränkt. The construction of a new bypass road south of Rommerskirchen led to the discovery of a total of four burials. In addition to a single bustum, a Roman burial group was uncovered about 65 metres to the north-west. The finds shown here are the burial inventory of the wooden coffin investigated on site. The state of preservation of the wooden planks was quite poor. The grave is mainly visible as a darker discolouration of the soil. Larger elongated, heavily corroded iron objects were discovered on the narrow sides, which are currently interpreted as coffin fittings. The skeleton lay in the coffin in an extended supine position, facing south-east. The skull and extremities were still preserved. The forearms were folded in the pelvic area at the level of the hand bones.

Beigaben der Brandbestattung - bustum

Als bustum werden Beisetzungen bezeichnet, bei denen über oder in einer Grabgrube der Leichnam verbrannt wird (siehe auch Bestattungsriten). Die hier aufgedeckte Grabgrube war rechteckig (1,90 x 1,15m ) und aufgrund der starken Hitzeentwicklung waren die Grubenwände vollständig verziegelt und auf eine Tiefe von 50 cm erhalten. Der Leichenbrand lag unregelmäßig verstreut innerhalb der Brandschicht. Die Grabbeigaben sind ebenfalls mit verbrannt worden, weshalb die Tongefäße Spuren von Verbrennung aufweisen und aufgrund der Hitze zerscherbt sind. Neben einfacher Gebrauchskeramik befand sich auch Terra Sigillata, welche als feineres Essgeschirr interpretiert wird, unter den Funden. A bustum is a burial in which the body is burnt over or in a burial pit (see also Burial rites). The grave pit uncovered here was rectangular (1.90 x 1.15 metres) and, due to the intense heat, the pit walls were bricked and preserved to a depth of 50 cm. The cremated remains were scattered irregularly within the fire layer. The grave goods had also been burnt, which is why the clay vessels showed traces of burning and were shattered by the heat. In addition to simple utility pottery, the finds also included terra sigillata, which is interpreted as finer tableware.

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